FDP-Hearing zu Stadtammann-Wahlen: Als Moderator im Einsatz

Christiane Guyer (Grüne), Dominik Gresch (glp) und Peter Siegrist (parteilos) kandidieren in Zofingen für das Amt des Stadtammanns. Die FDP lud das Trio zu einem Hearing ein – und beschloss anschliessend, dass sie niemanden offiziell unterstützen wird.
FDP-Einwohnerrat André Kirchhofer moderierte das Hearing, das seine Partei am Samstag mit den drei Stadtammann-Kandidierenden im Hotel Zofingen abhielt. Er werde auch unangenehme und pointierte Fragen stellen, kündigte er an. So wollte er wissen, warum die Kandidierenden überhaupt Stadtammann werden wollen. Er wolle die Weichen für Zofingen neu stellen, sagte Dominik Gresch (glp), denn die Neubesetzung des Ammanns sei für die Stadt sehr wichtig. Peter Siegrist (parteilos) meinte, er sei nah oder sogar näher bei der Bevölkerung als die anderen Kandidaten, da er als einziger in der Altstadt wohne und auch da arbeite. Und Christiane Guyer (Grüne) meinte, nachdem ihr Leben immer von mehreren Dingen nebeneinander geprägt worden sei, würde sie sich nun gerne auf etwas konzentrieren und sich für Zofingen engagieren.
Die Schwierigkeit, alles unter einen Hut zu bringen
Wie das denn sei, mehrere Engagements gleichzeitig zu meistern, das wollte Moderator Kirchhofer auch von Dominik Gresch wissen. Er ist Stadtrat, arbeitet in einer Kaderposition in der Versicherungswirtschaft und ist seit Anfang Jahr auch Aargauer Grossrat. Er habe gemerkt, dass es anspruchsvoll sein könne, alles unter einen Hut zu bringen, gab Gresch zu. Bei einer Nichtwahl als Ammann könnte er sich vorstellen, wieder stärker auf den Beruf zu fokussieren. «Möglicherweise würde ich mir überlegen, vom Amt als Stadtrat zurückzutreten», sagte er – und sorgte mit dieser Ankündigung für ein Raunen im Publikum.
Anschliessend konnten die drei Kandidaten kurz ihre Leistungen im Stadtrat zusammenfassen. «Ich habe die Kosten in meinem Ressort im Griff», sagte Peter Siegrist. «Mit dem Abfallreglement sind Sie aber noch nicht viel weiter», warf Kirchhofer ein; Siegrist räumte ein, dass es da mehrere Rückschläge gegeben habe. Christiane Guyer musste sich die Frage gefallen lassen, ob sie in ihren Ressorts tatsächlich so erfolgreich war – oder ob sie Themen mit Konfliktpotenzial einfach nicht angepackt habe. «Ich bin eine starke Schafferin», gab sie zur Antwort und betonte, dass sie den regelmässigen Austausch mit der Bevölkerung suche – «und das nicht nur in der Bar». Dominik Gresch führte die Reorganisation der sozialen Dienste an. Hier habe sich der Nettoaufwand um etwa eine Million Franken verbessert. Ausserdem sei er beim Umbau und Neubetrieb des Kulturlokals Oxil beteiligt gewesen. «Haben Sie bei den Sozialen Diensten nicht zu spät gehandelt?», hakte Kirchhofer nach. «Ich habe das Ausmass unterschätzt», gab Gresch zu – betonte aber, dass er sofort gehandelt habe, als er dies realisiert habe.
Betreibungsauszug und Strafregisterauszug
Wenn die FDP ein Hearing durchführt, verlangt sie von den Kandidaten jeweils einen Strafregisterauszug und einen Betreibungsauszug. Sie hätten eine weisse Weste, sagten Siegrist und Guyer und verwiesen auf den Auszug. Gresch erklärte, er habe in der Vergangenheit auch mit privaten Problemen zu kämpfen gehabt – in seiner Ehe und auch finanzieller Natur. Da habe es sich auch ergeben, dass er wegen Steuernachzahlungen betrieben worden sei. «Die offene Rechnung ist längst bezahlt», sagte er und betonte, dass er aufgrund dieses «Tolggens» nicht ein schlechterer Ammann wäre.
Ziel des Hearings war, dass sich die FDP-Mitglieder zum Schluss für einen Kandidaten aussprechen und diesem ihre Unterstützung zusichern. Nach eingehender Beratung haben sich die Mitglieder aber für eine Stimmfreigabe ausgesprochen. «Alle Kandidaten haben ihre Vor- und ihre Nachteile», erklärte Präsidentin Maja Freiermuth im Anschluss.
Kein Kandidat erfüllt alle Anforderungen der FDP
So läge Peter Siegrist wohl am ehesten auf Parteilinie der FDP. «Wir sind aber nicht sicher, ob er den Stadtrat geeint führen kann», sagte Freiermuth. Diese Fähigkeit würde die FDP Christiane Guyer zutrauen. «Mit ihren grünen Themen und Frauenthemen entspricht sie aber weniger unseren Schwerpunkten.» Dominik Gresch würde dank seiner Berufserfahrung die Grundlage für das Amt als Stadtammann mitbringen. «Seine Rücktrittsankündigung bei einer Nichtwahl hat aber in der Partei zu Irritation geführt», bilanziert Freiermuth. So hat sich Dominik Gresch selber frühzeitig aus dem Rennen um die Unterstützung der FDP genommen.